Im Jahr 62 vor Christus kehrte der mächtigste Mann jener Zeit, Gnaeus Pompeius Magnus, von einem Feldzug zurück. Unter dem zwischenzeitlichen Diktator Lucius Cornelius Sulla Felix als Feldherr früh zu Ansehen gelangt, hatte Pompeius mit den Piraten im Mittelmeer aufgeräumt, deren Unwesen immer lästiger geworden war. Außerdem hatte er in Kleinasien eine empfindliche Niederlage der Römer verhindert und für Ordnung gesorgt. Pompeius war militärisch grandios erfolgreich, dem Senat sogar ein wenig zu erfolgreich. Zurück in Rom verlangte der siegreiche Feldherr die Verteilung von Land an seine Soldaten, um sie in durchaus üblicher Weise für ihre Verdienste zu belohnen. Einflussreiche Senatoren wollten ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung machen, um zu zeigen, wer Herr im Haus ist.
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Wieviel Alexander steckte in Aristoteles?
Platon war bereits 60 Jahre alt und sollte bald darauf zum zweiten Mal nach Sizilien reisen, als ein 17-Jähriger aus Makedonien, einem bis dahin völlig unbedeutenden Landstrich ganz im Norden Griechenlands, um Aufnahme in seine Akademie bat. Der Junge stammte aus gutem Hause, hatte doch der verstorbene Vater des Jungen als Leibarzt dem dortigen König gedient. Wie sich zeigen sollte, war die Aufnahme völlig berechtigt, denn der Neuling lernte schnell und war bald schon ein respektiertes Mitglied, das schließlich selbst eine Lehrtätigkeit in der Akademie ausübte. So gingen beinahe zwanzig Jahre eines wohlgeordneten Gelehrtenlebens dahin. Doch dabei sollte es nicht bleiben.
Was vernünftig ist, das ist wirklich
G. W. F. Hegel: „Grundlinien der Philosophie des Rechts“ – gegengelesen 1
1687 veröffentlicht Isaac Newton die Principia Mathematica und führt damit der Welt vor Augen, dass die Abläufe in der Natur strengen Gesetzen folgen. Nicht mythische Kräfte oder höhere Mächte bestimmen den Lauf der Dinge, sondern diese halten sich brav an für den Menschen nachvollziehbare Gesetzmäßigkeiten. Die Welt ist offenbar vernünftig eingerichtet.
Über 130 Jahre später, 1820 um genau zu sein, wundert sich ein Berliner Philosophieprofessor, warum wir uns die Natur als wohlgeordnet vorstellen, das Zusammenleben der Menschen hingegen als unordentlich. Müsste nicht mehr noch als die Welt, deren Gegenstände jeder Vernunft entbehren, eben jene Welt vernünftig eingerichtet sein, deren Mitglieder wir als vernunftbegabte Wesen ansehen? Weiterlesen
Wozu Demokratie?
In eigener Sache
Heute erscheint mit „Wozu Demokratie?“ ein Streifzug durch die politische Geschichte der Philosophie. Er präsentiert politischen Philosophen im Kontext ihrer Zeit und stellt eine Verbindung ihrer Theorien zu unserer heutigen Demokratie her. Im Mittelpunkt stehen dabei Gründe für die Entstehung ausgewählter philosophischer Ansätze und deren nachhaltige Bedeutung für unsere heutige Form des Zusammenlebens. Das Buch will Verständnis schaffen, ohne ausschweifend umfassend oder unzumutbar vereinfachend zu sein. Es versucht einen Überblick zu geben, aber nicht die Dinge so erschöpfend zu behandeln, dass den Leser das gleiche Schicksal ereilt. Ein kurzer Auszug:
Woher kannte Platon das Wesen der Dinge?
Nach seiner Verurteilung bot sich Sokrates die Chance zur Flucht, doch er ließ sie verstreichen. Seinen Freunden erklärte er dies damit, dass er sich auch im Angesicht des Todes den Gesetzen unterwerfen müsse, da der Staat sonst zerrütte. Staat, das ist in diesem Fall die Polis von Athen, also das Stadtgebiet mitsamt dem Umland der gesamten Halbinsel Attika, wo insgesamt circa 150.000 Menschen wohnten. Von Westspanien über Süditalien und Libyen bis Kleinasien sowie rund um das Schwarze Meer gab es mehr als hundert solcher – wenn auch nicht so großer – griechischen Stadtstaaten, wobei all diese Regionen durch Kolonisation vom griechischen Stammland aus besiedelt wurden. Jede Polis hatte eine eigene Regierung und ein eigenes Rechtssystem.
Die Gesetze des Stadtstaates Athen stellte Sokrates nun über sein eigenes Leben und das, obwohl das Todesurteil aus seiner eigenen Sicht zu Unrecht verhängt wurde. Weshalb aber misst er dennoch dem Staat eine solche Bedeutung bei? Da Sokrates selbst nichts Schriftliches hinterlassen hat, muss man die Antwort bei seinem Schüler Platon suchen. Dieser war zum Zeitpunkt der Verurteilung seines Lehrers 30 Jahre alt und hat fortan Dialoge niedergeschrieben, in denen Sokrates die Hauptrolle einnimmt. In einem solchen Gespräch lässt er seinen Bruder Adeimantos zusammen mit Sokrates der Frage nachgehen, weshalb Menschen nicht alleine, sondern zusammen leben: Weiterlesen
Woher wusste Sokrates, dass er nichts weiß?
Im Jahr 399 vor Christus, also vor mehr als 2400 Jahren, steht in Athen ein siebzig Jahre alter Mann vor Gericht. Ihm werden so schwere Verbrechen zur Last gelegt, dass ihm die Todesstrafe droht, sollte das Gericht ihn für schuldig befinden. Ihm wird vorgeworfen, dass er „die Jugend verderbe und die Götter, welche der Staat annimmt, nicht annehme“ (Platon 1994, S. 21). Es ist allerdings nicht so, dass der alte Mann die griechischen Götter jener Zeit lästern oder die ihnen gewidmeten Tempel entweihen würde. Er hat auch keine jungen Menschen verletzt oder sie schlecht behandelt. Das geben auch diejenigen zu, die ihn anklagen. Dennoch soll das, was dieser alte Mann getan hat, so schwerwiegend gewesen sein, dass der Tod als angemessene Strafe angesehen wird. Was aber hat er eigentlich getan? Weiterlesen